Fernsehdokumentation
´43, WDR, 2012
Der Döner Kebap, das Grillfleisch im Brot, ist mittlerweile einer der beliebtesten Imbisse im Rheinland. Original türkisch, sollte man meinen – und irrt. Den Döner, zu deutsch „Drehspieß“, gibt es in der Türkei nur zu besonderen Anlässen: Lammfleisch, langsam drehend gegrillt. „Döner, wie er hier zubereitet wird, hab ich nie in der Türkei gesehen!“ wundert sich Ali Balaban, Feinschmecker und Kölner Restaurantbesitzer. „Weißkohl und Rotkohl ist nur deshalb im Döner drin, weil die Deutschen so gern Kohl essen!“ ergänzt Ismet Kirkici, dessen Familie seit 1982 im „Türkiye Pazari“ in Köln Döner Kebab anbietet. Begonnen hat der Döner seinen Siegeszug mit den Krisen der Industrie im Rheinland in den 70er Jahren. Als Ford und die Kabelwerke Felten und Guillaume in Köln und später Krupp und Thyssen in Duisburg viele Arbeiter entlassen mussten, waren darunter zahlreiche türkische, die dennoch in Deutschland bleiben wollten. Einige überlegten, einen Imbiss aufzumachen – zunächst für türkische Landsleute. „Jeder machte seinen Döner selber, auch wenn er keine Ahnung hatte, abenteuerlich war das manchmal!“ erinnert sich Bernd Stumm, der damals als Lebensmittelkontrolleur unterwegs war. Dennoch wagten sich auch Deutsche bald in die türkischen Läden und verlangten immer öfter etwas Schnelles auf die Hand statt ein Tellergericht. Hamburger-Ketten waren gerade modern – warum also nicht auch das Fleisch vom Drehspieß ins Brot stecken? Und vielleicht auch mit Hähnchenfleisch, wenn die Deutschen beim Anblick von Lamm die Nase rümpfen? „Der Hochkantschaschlik gedreht und gegrillt, der schmeckt ja anders als Kohlrouladen von Muttern,“ erklärt sich der Kabarettist Fatih Cevikkollu den bald einsetzenden Erfolg der deutsch-türkischen Erfindung. Vor allem junge Leute probierten und fanden es lecker. So lecker, dass Kemal Ascioglu, der mit einem Imbisswagen durch Duisburg fuhr und Döner anbot, seinen 26jährigen Sohn Dursun zur Unterstützung aus der Türkei holte. „Mit Zwiebeln, Tomate und scharf“ waren lange die einzigen deutschen Worte, die er konnte. Heute betreibt er sehr erfolgreich seinen „Dönermann“ in Duisburg-Marxloh.
Buch/Regie: | Katja Duregger |
Kamera: | Christian Eichenauer |
Ton: | Mustafa Özakbiyik |
Schnitt: | Julia Wiegand |
Redaktion: | Gudrun Wolter, WDR |
Produzent: | Wolfgang Bergmann |
Produktion: | Lichtfilm GmbH |